Aktuelles


Int. Austrian Double Ultra Triathlon - Neulengbach/Österreich


Laufdatum:

Sa, 11.06.2011
Startzeit: 11:00 Uhr
Start: 11:00 Uhr Schwimmstart
Ziel: 12. Juni 10:00 Uhr Ende des Radfahrens (Limit )
Lauftrecke: 7,6 km Schwimmen; 360 km Rad; 84,4 km Laufen
Wetter: 15 bis 25 Grad, trocken, optimale Wettkampfbedingungen
Teilnehmer im Ziel: 55 im Ziel
 
 

Bericht:

Organisation: TSVA - Neulengbach
Veranstalter: Triathlon Sportverein Austria - Neulengbach

SCHWIMMBEWERB
Das Schwimmen verläuft über 152 Bahnen à 50 m = 7,6 km

RADBEWERB
Der Radkurs führt über insgesamt 37 Runden à 9,74 km = 360 km. Der Radkurs ist eine Strecke mit sehr leichtem Anstieg und dadurch schnell zu fahren.

LAUFBEWERB
Die Laufstrecke führt über 126 Runden á 670 m = 84,4 km

Ergebnis:

23. MENZEL Udo Schwimmen 02:55:35 Rad 12:24:29 Laufen 09:58:56 Gesamtzeit 25:19:01.46

11.06.-12.06.2011 Double-Ultra-Triathlon Neulengbach / Österreich
7,6 km Schwimmen, 360 km Radfahren, 84,4 km laufen
oder Pfingsten mal ganz anders

1) Ich gehe solche Veranstaltungen immer mit sehr hochgesteckten Zielen an, als ob ich etwas Besonderes vollbringen wollte. Und dann, nachdem sich die körperliche Verfassung bis zu einem bestimmten Punkt verschlechtert hat, werden die Ziele nach unten korrigiert, bis ich im Wesentlichen da angekommen bin, wo ich mich jetzt befinde - wo das Beste, was ich mir erhoffen kann, darin besteht, dass ich vermeide, mir auf die Schuhe zu kotzen.

Nun, so wie Ephraim Romesberg den legendären Badwater Ultramarathon angegangen ist und nach 65 Meilen zwangsläufig seine Ziele ändern musste, so sollte unsere Strategie für diesen Triathlon doch völlig anders aussehen. Nach einer nicht gerade optimalen Vorbereitung auf das Schwimmen, lautete unsere Zielsetzung – nur nicht ertrinken - . Oder anders ausgedrückt, vernünftig durchschwimmen und so wenig Energie wie möglich verbrauchen. Die 360 Kilometer auf dem Rad sollten ohne große Pausen durchgefahren werden. Das joggen na ja, wir werden sehen.

09.06.2011 Donnerstag 5.15 Uhr
Das Auto ist wieder einmal rappelvoll und dass obwohl uns ein Transporter zur Verfügung steht. Aber es ist wie immer, je mehr Platz man hat desto mehr schleppt man mit. Unser Ziel, Neulengbach in Österreich, knapp 1000 Kilometer liegen vor uns. Überraschenderweise geraten wir in keinen Stau und kommen gegen 16.00 Uhr auf dem Veranstalltungsgelände des Triathlons, dem Freibad in Neulengbach an. Hier läuft alles sehr familiär und professionell ab. Wir haben ausreichend Zeit uns einzurichten, Bekannte zu begrüßen und die entspannte Atmosphäre zu genießen.

1) Quelle Christopher Mc Dougall, Born to run, Seite 169

10.06.2011 Freitag 14.10 Uhr
Den ganzen Tag verbrachten wir damit uns auf das Rennen vorzubereiten, lesen, Ausrüstung zu überprüfen usw. Gegen 13.00 Uhr beschlossen Mark H.-D. (Frankfurt), Steffen S. (Leimen), Vicky G. (Salzburg/A) und ich einmal die Radstrecke abzufahren und anschließend 1-2 Kilometer zu laufen. Auf der Laufstrecke passierte es dann, dass Steffen sich an einem Zaun verletzte. Ein Cut oberhalb des Knies. Nach dem duschen wollte er sich die Wunde mal vom Sani verbinden lassen und wurde direkt in das Krankenhaus nach St. Pölten gebracht.
Leider verpasste er dadurch die Eröffnungsfeier, die Athletenvorstellung und die Nudelparty, die um 18.00 Uhr begann. Die sehr stimmungsvolle Eröffnungsfeier erreichte ihren Höhepunkt mit einem live gesungenen Song von Reinhard Fendrich – I am Austria - mit einer abgeänderten Strophe, die sich auf das Triathlonereigniss bezog. Gänsehautfeeling garantiert. Als Steffen am Abend wieder zurück kam, hatte er die Anordnung vom Arzt, sich zu schonen und möglichst den Kontakt mit Wasser zu vermeiden. Um es vorweg zu nehmen, der Cut wurde wasserdicht verpackt und Steffen erreichte das Ziel am Sonntagnachmittag nach 28:09 Stunden und es ging Steffen und der Naht gut, bis heute.

11.06.2011 Samstag 8.00 Uhr
Ein Blick nach draußen, blauer Himmel, etwas Wind und es soll so um die 25° C – 27°C Grad warm werden. Einfach genial zum Radfahren. Es könnte ein perfekter Tag werden, ja wenn ich vorher nicht noch baden müsste. Was soll ich groß jammern, rein in den Neo und fertig werden. Meine Crew, diesmal betreuen mich Peter K. und Andreas H., hatten sich schon an der Bahn 5 eingerichtet. Trinkflaschen und das Klemmbrett zum mitschreiben lagen bereit. Pünktlich um 11.00 Uhr erfolgte der Startschuss im Freibad von Neulengbach und ich ging mit 62 Athleten aus 12 Nationen auf die 7,6 Kilometer lange Schwimmstrecke ( 152 Bahnen)

Der Start 11:00 Uhr

Die ersten Meter

Die erste Wende
Mit der schwarzen Badekappe, Helmut Graebel, in gelb Steffen Schelenz, orange Udo Menzel
alle Deutschland, in grün Zsofia Malatinszky-Ungarn, nicht zu erkennen, aber auf der Bahn. Daniel Meier-Schweiz, Tamas Zolt-Ungarn, Hugues Clauser-Frankreich, Kari Martens-Schweden.

Am Start hatte ich mich doch etwas zu weit nach vorne gemogelt, darum nahm ich nach 200 Metern etwas das Tempo heraus und ließ die Jungs und das Mädel an mir vorbeiziehen. Jetzt hatte ich genügend Raum und Zeit mein Tempo zu finden. Meine Crew, sprich Peter und Andreas, hatten sich sehr schnell eingespielt und versorgten mich mit Getränken und Infos über die bereits geschwommene Distanz und die Zeit. Die erste Hälfte, also 3800 Meter, legte ich in 1:16,30 zurück. Ganz zufrieden mit mir und meiner Schwimmleistung und das Gefühl zu haben, dass ich auch dieses Tempo weiter schwimmen kann, begab ich mich auf die zweite Hälfte der Distanz. Irgendwann muss ich wohl in eine Art ,,Unterwasser-Meditation´´ verfallen sein. Jedenfalls wurde ich im Laufe der Zeit unmerklich langsamer. Mittlerweile war es 13:30 Uhr und das Becken hatte sich schon ordentlich geleert. Die Bahnen 1,2,3 und 4 waren schon komplett leer und für den normalen Badebetrieb wieder frei gegeben. Auf den Bahnen 6,7 und 8 wurden es auch immer weniger Triathleten. Um 13:48 Uhr durfte auch ich endlich das Becken verlassen. Schön sauber und mental gestärkt (durch meine nicht geplante Meditation) begab ich mich in die Wechselzone. Der Wechsel klappte, Dank meiner Therapeuten ( Crew ) hervorragend. Alles lief wie abgesprochen. Das Rad war perfekt eingestellt und so machte ich mich auf dem 55. Platz liegend, auf die 360 Kilometer lange Radstrecke. Es waren 37 Runden auf einer Wendepunktstrecke zu fahren. Mit nur 32 Höhenmetern pro Runde war das Streckenprofil eher einfach. Die erste Runde nutzte ich noch zum einfahren, dann kam der Walkman zum Einsatz. AC/DC auf die Ohren und ein schöner Samstagnachmittag begann. Es lief wie geplant, die kurzen Stopps wurden zum Nachtanken genutzt. Jeder Wunsch wurde von meinen Therapeuten eine Runde später erfüllt. Iso, Cola, Wasser, Riegel, Semmel mit Bratwurst ( ohne Senf), Pizza alles kein Problem. Kein Weg war ihnen zu weit, dass gewünscht zu besorgen. Das erste Mal sah ich nach 180 Kilometern auf meine Uhr. Ein bisschen hatte ich im Stillen gehofft unter Sechs Stunden zu bleiben und war positiv überrascht, dass meine Uhr 5:38,30 Stunden anzeigte.
Es lief immer noch blendend und ich beschloss dieses Tempo auf jeden Fall noch bis 300 – 320 Kilometer durchzufahren und mich dann ganz allmählich auf das Laufen vorzubereiten. Aber da hatte ich wohl die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Kaum zu glauben, aber jetzt hielten meine Therapeuten mich jede Runde an. Sie waren zu der Meinung gekommen, ich würde zu wenig essen und später beim Laufen gnadenlos eingehen, wenn ich nicht jetzt schon genügend Kalorien zu mir nehmen würde. Natürlich hatten Sie recht, ich wollte es aber nicht einsehen, denn mir ging es doch richtig gut und die schöne Radzeit. Alles Gezeter, Geschimpfte und Geheule half nichts. Meine Folterknechte rückten nicht von Ihrem Standpunkt ab und ich mampfte die Banane, den Riegel, das Stück Pizza vor ihren Augen herunter. Erst dann durfte ich weiter radeln. Mittlerweile war es dunkel geworden und das Rad auf Nachtbetrieb umgerüstet. So vergingen die nächsten Stunden. Es war nicht mehr ganz so warm, aber nachts um 1.00 Uhr bei 17°C war meine Welt in Ordnung, wenn da nur nicht alle 20 Minuten diese Folterknechte mir immer im Weg stehen würden. Um ca. 2.00 Uhr hieß es dann, letzte Runde. Die neueste Idee dieser Folterknechte war jetzt, ich sollte bevor ich das Laufen anfange zuerst einmal unter die Dusche gehen. O.K., ich war ziemlich verschwitzt, alles klebte von diesem Isozeug. Cola hatte sich auch einmal dezent über mein rechtes Bein ergossen aber deswegen gleich duschen? Um es vorweg zu nehmen, ich ging duschen! Auf der letzten Runde hatte ich mir überlegt, wir machen einen schnellen Wechsel vom Rad auf das Laufen. Nur die Schuhe werden gewechselt und ich laufe dann knapp eine Runde um dann in der Duschanlage, die direkt an der Strecke liegt, mich komplett umzuziehen und zwischendurch zu duschen und zu dehnen. So gegen 2.20 Uhr kam ich dann in die Wechselzone und das Vorhaben wurde einstimmig umgesetzt. Frisch geduscht und bei bester Stimmung ging es nun auf die Laufstrecke. Insgesamt waren 126 Runden zu absolvieren. Das macht bei einer Rundenlänge von 670 Metern zwei Marathons. Die ersten Runden liefen locker und leicht doch irgendwie wurde es immer schwerer. Ich probierte alles Mögliche aus, doch es wollte nicht so wirklich gut laufen.

Die Vögel machten einen höllenlärm, also musste es jetzt so gegen 4.00 Uhr morgens sein. Am Horizont ging die Sonne auf, es wurde hell und trotzdem hatte ich in dieser Phase des Rennens schwer mit der Müdigkeit zu kämpfen. Man läuft an den vielen Pavillons der Betreuer vorbei. Viele dick eingemummelt in Decken und im Tiefschlaf, hier nicht einfach eine Auszeit zunehmen war schon schwierig.
Es muss so gegen 8.00 Uhr gewesen sein als ich meinen ersten Marathon hinter mich gebracht hatte. Meine beiden Betreuer saßen bei bester Laune in ihrem Wohnmobil bei einem üppigen Frühstück mit allem was das Herz begehrt. Nachdem ich gerade ein Gel mit einem Schluck Weizenbier ( Alkoholfrei, leider) herunter gespült hatte, bot mir Andreas an, mir ein paar Frühstückseier zu kochen, um dann in einer der nächsten Runden mal was Ordentliches zu essen. Super Idee, nichts wie weg hier. Im laufe des Vormittages ging es mit der Joggerei allmählich etwas besser. Es waren noch ca. 20 Kilometer zu laufen und ein Ende war absehbar. Sonntagmittag 12.00 Uhr, es sind noch 4 Runden zu laufen, die letzte Runde wird entgegen gesetzt gelaufen. Alle noch aktiven Athleten kommen einem entgegen und man hat Zeit sich von ihnen zu verabschieden. So geschah es dann auch. Bei der vorletzten Zeitkontrolle überreichte mir ein Helfer eine Deutschlandfahne und ich mache mich auf die letzten 670 Meter dieses Triathlon.

Was für eine Erleichterung es fasst geschafft zu haben Nach fasst 10 Stunden joggen oder anders gesagt, nach über 25 Stunden Bewegung an der frischen Luft endlich das Ziel vor Augen. Der Zieleinlauf befand sich in einem Festzelt, wo auch meine beiden Therapeuten auf mich warteten. Nach 25:19,01 Stunden ging mein erster 2 fach Triathlon zu Ende. Nach einem kurzen Interview im Zielbereich machten wir uns auf den Weg zum Pavillon / Wohnmobil. Ein hervorragend organisierter Wettbewerb war zu Ende. Wieder einmal hatte ich Riesenglück mit meinen Betreuern. Die zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Entscheidungen getroffen haben und sich nicht beeinflussen ließen von irgendwelchen emotionalen Gefühlsschwankungen meinerseits. Die nie unser Ziel aus den Augen verloren haben und mir trotzdem das Gefühl gaben mitentscheiden zu dürfen, als meine Festplatte nicht mehr so ganz rund lief.

Udo Menzel

 
 

Ergebnisse: